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projekt : lebens-fluss donau
gedanken zum lebens-fluss donau
zurück von der donau, zurück vom schwarzen meer
mit viel liebe zum detail und dem großen glück, nicht
nur den strom donau gesehen, sondern auch sein leben auf dem wasser
und entlang seiner ufer kennen gelernt zu haben, konnte ich nach
drei jahren fahrt auf verschiedenen schiffen endlich das ufer des
schwarzen meeres erreichen. in kontakt zu kommen mit den menschen,
die dort leben, war eines der schönsten geschenke, die ich
auf meinen reisen erhalten habe. die schiffsbesatzungen, die ich
begleiten durfte, bestanden aus holländern, deutschen, ungarn
und rumänen. auch bei den aufenthalten in den häfen oder
an den pontons der städte apatin, orsova, lom, braila, mahmudia,
tulcea und sulina konnte ich, wenn auch nur für kurze zeit,
einblick in das leben der bevölkerung bekommen.
es ist die aufgabe von künstlern, grenzen zu überschreiten
und neue erlebnisräume zu öffnen. in europa trifft man
hierbei auf barrieren, die nicht nur durch die verschiedenen sprachen,
sondern auch - oder vor allem - durch die unterschiedliche geschichte,
die ethnische herkunft und dem unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen
stand des landes, vorhanden sind.
entsprechend wollte ich zu den wurzeln der donaulandschaft und
mit der bevölkerung rechts und links des lebens-flusses berührung
aufnehmen, nicht irgendwo im luftleeren raum mit meinen utopien
operieren. der fluss als voraussetzung des lebens, nicht nur seiner
direkten anlieger, als nahrungsspender, als transportweg und als
gegenstand für bewunderung, für machtkämpfe missbraucht
und oftmals als einzigen verbindungsweg ´zur anderen seite´
ersehnt.
ich wollte ihn so erleben, wie er zur zeit meiner reisen (1999
- 2001) gerade beschaffen ist. mit den zerbombten brücken in
novi sad, den grenzkontrollen, den staustufen und den gerade bestehenden
niedrigen oder hohen wasserständen.
ich sehe mein projekt lebens-fluss donau als einen teil des friedens-gedankens,
den ich realisieren kann. d.h., ich bin der ansicht, dass frieden
nicht nur von oben verordnet werden soll, sondern auch in der bevölkerung
gefühlt und gelebt werden muss. im täglichen miteinander
ist die gute beziehung zum nachbarn das, was das leben lebenswerter
und freier und damit auch sicherer macht, dem direkten nachbarn,
als auch den angrenzenden ländern, die sich an den grenzen
des eigenen landes befinden. das geht nicht ohne gegenseitiges kennenlernen.
das anderssein wird von jeher als bedrohlich empfunden und gibt
anlass, es zu bekämpfen oder doch wenigstens auszuschließen.
jemanden kennenlernen, heißt auch seine geschichte und seine
ethnische herkunft als gegeben anzuerkennen, seine eigenheiten zu
akzeptieren, auf seine belange einzugehen und sich selbst preiszugeben,
um dem gegenüber einblick zu gewähren in die eigenen gefühle
und denkvorgänge.
während meiner reise auf dem lebens-fluss donau sind mir fremde
menschen begegnet, die sich meiner angenommen haben. sie haben teilweise
sogar mühen auf sich genommen, nur um mir weiterzuhelfen, um
an mein ziel, das schwarze meer, zu kommen. menschen, die mich mit
dem letzten bisschen brot oder kaffee verwöhnt haben, das sie
noch zur verfügung hatten, die mich vom schiff in stockdunkler
nacht auf verlassenen, mit schlaglöchern übersäten
straßen und bellenden hunden zum bus gebracht haben. menschen,
für die ich bis dahin nur eine unbekannte frau war, haben mich
an der hand genommen und mich sicher von einer wichtigen station
zur nächsten geführt. ich hätte ohne sie mein ziel
niemals erreicht.
ich habe diese menschen schätzen und lieben gelernt. und,
wenn ich an den ukrainer auf meiner letzten schiffspassage zurück
von sulina nach tulcea denke, dann muss ich ihm recht geben. ich
habe seine sprache nicht verstanden und er nicht meine, und doch
haben wir die ganze zeit gewusst, was der andere sagen wollte. er
hat gemeint, dass wir uns auch ohne ´limba´ (sprache)
verstehen und dass er mich sehr schätzt, und wenn er wieder
einen deutschen sieht, dann denkt er an mich und wird ihn mögen.
das bedeutet für mich, den gedanken an frieden weiterzugeben
und meine (eine) art von völkerverständigung. das leben,
nicht nur entlang der donau "in fluss" halten. meine reise
von regensburg bis ins schwarze meer hat mir den lebens- fluss donau
noch wichtiger und wertvoller gemacht als er mir ohnehin schon war.
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einleitung
die donau
meine reise auf der Donau
gedanken zum lebens-fluss donau
künstlerische ausarbeitung
Bilder
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